Was ist das Kollegengespräch?

Das Kollegengespräch zählt in Deutschland zu den meistgenutzten radiojournalistischen Elementen. Wenn ein Gespräch im Radio zwischen zwei Kollegen so locker, gar freundschaftlich klingt, steckt Vorbereitung dahinter. Beim Kollegengespräch nimmt der Moderator oftmals die Rolle der Hörer:innen ein während sich der Redakteur mit dem diskutierten Thema auskennt. Ein Kollegengespräch kann unterschiedlich komplex werden und darf auch kurze (!) O-Töne von Expert:innen beinhalten. Der Aufbau bleibt identisch.

Hier kannst du nun ein weiteres Kollegengespräch lesen, das ich für die Radio-Sendung Ganz schön queer bei Radio Darmstadt geschrieben habe.

Kollegengespräch: No Dogs Allowed (2024)

Anmoderation

Born with a broken Heart von Damiano David und davor der Queer-Song Satellitevon Khalid; hier gehört in Ganz schön queer bei Radio Darmstadt.

Leon, du hast seit der vergangenen Sendung nicht nur nen Buch gelesen, sondern du hast auch Filme geschaut. Einen davon wirst du uns jetzt vorstellen. Du hast mir schon verraten: Er läuft in der ZDF Mediathek, aber mehr weiß ich auch noch nicht…

Erste Antwort

Der Film heißt No Dogs Allowed. Zum Einstieg hab‘ ich daraus Mal einen kleinen Ausschnitt mitgebracht.

Bist du eigentlich in mich verliebt?“, das fragt Gabo bei einem der vielen Treffen mit Dave. Die beiden haben sich über einen Online-Chat als Captn und Moony15 kennengelernt. Dave ist für den 15-Jährigen so etwas wie ein Mentor. Der Jugendliche entdeckt nämlich gerade seine pädophile Neigung. Der Mensch seiner Begierde: Sam, der acht-/ neunjährige Bruder seines besten Freundes. Er überlegt deswegen sogar eine Beratungsstelle aufzusuchen …

Zwischenmoderation mit Frage

Lass‘ mich raten: Das macht er aber nicht. Sonst wär‘ der Film ja ziemlich schnell vorbei!

Zweite Antwort

Richtig. Dem Familienvater Dave gelingt es, Gabo entsprechend Angst vor den Beratungsangeboten zu machen. Damit bleibt Dave sein einziger Mitwisser, was für ein gefährliches Machtgefälle sorgt. Gabo denkt zwar die Situation unter Kontrolle zu haben, doch eigentlich läuft sie komplett aus dem Ruder. Dave missbraucht ihn mehrfach, trotzdem sucht Gabo weiterhin Kontakt zu ihm.

All‘ das gibt’s zwischen Milchshakes und Kart-Fahren. Eine Nachricht auf Daves Anrufbeantworter auf der Arbeit bringen Gabo ins Visier der Polizei. Erst als Missbrauchsopfer, doch dann entdecken die Ermittler auf Daves Handy die Bilder vom kleinen Sam. Was nicht zu Dave passt, denn er wohnt nicht in Sams Nähe und die beiden kennen sich nachweislich nicht. Anders als halt Gabo.

Zwischenmoderation mit Frage

Ich versteh‘ schon. Du möchtest uns nicht zu viel verraten, sondern du willst, dass wir uns den Film selbst anschauen. Dir hat er also gefallen?

Dritte Antwort

Auf jeden Fall. Klar, es ist keine Komödie, die man Mal so nebenbei schauen kann, aber es ist ein spannender, fast schon dokumentarischer Einblick. Der Plot war so vom Produzenten-Team nicht geplant, sondern hat sich so erst während der Recherchen zum Film und des Austauschs mit einem 15-Jährigen ergeben, der seine pädophile Neigung entdeckt. Der Film beruht damit auf einer wahren Begebenheit.

Meiner Meinung nach sind die Kontraste echt gut umgesetzt: Dave mit seiner hebephilen Neigung; also sexuelles Interesse an pubertären Kindern; die er auslebt vs. Gabo, der seine pädophile (also vorpubertäre) Neigung nicht auslebt. Vielleicht war ich auch deswegen so schockiert, als Gabo sich das erste Mal von Dave „einen blasen lässt“, obwohl er offensichtlich nicht auf Ältere steht. Übrigens, kurz nach der Szene, die wir am Anfang gehört haben.

Getoppt wird das Ganze, als Gabo zufrieden, entspannt aussehend danach mit dem Rad nach Hause fährt. Die Stimmung kippt allerdings als er ein anderes Missbrauchsopfer ausfindig macht und erfährt, dass Dave mit Gabo am weitesten gegangen ist. Die erwachsen-scheinende Art Gabos bröckelt in dem Moment, als er verschiedene Sexualpraktiken nicht aussprechen, sondern nur mit Händen irgendwie nachzuahmen versucht.

Du hörst also, der Film hat mich beschäftigt und ich könnte noch viel mehr darüber erzählen. Eins noch:

Der Filmtitel No Dogs Allowed (zu deutsch: Hunde verboten!) ist ein Wenig um die Ecke gedacht. Regisseur Steve Bache spielt damit auf Warnschilder vor Spielplätzen an: Freilaufende Hunde sind in der Nähe von Kindern nicht gern gesehen, ebenso wie pädophile Menschen.

Abmoderation

Klare „To-Watch“-Empfehlung von Leon. Den Debütfilm No Dogs Allowed von Regisseur Steve Bache seht ihr in der ZDF Mediathek. Schaut den Film aber am besten zwischen 22:00 Uhr abends und sechs Uhr morgens; sonst müsst ihr euer Alter mit eurem Ausweis bestätigen.

*Das Kollegengespräch zum Filmdrama No Dogs Allowed von Steve Bache habe ich für Ganz schön queer bei Radio Darmstadt geschrieben.

© Leon Ebersmann

Von Leon