Eine Erfolgsgeschichte: Der Raspberry Pi
Selbst zum initialen Marktstart am 29. Februar 2012 mit dem Raspberry Pi Modell A sowie Modell B hatte der Girokarten-große Computer bereits eine langjährige Historie hinter sich, die aufzeigt, dass das Konzept Hand und Fuß hat.
Inhaltsverzeichnis
Vom Misserfolg…
Die Erfolgsgeschichte begann mit einem Misserfolg: In 2006 bemerkte das Team der Informatikforscher an der Universität in Cambridge den Bewerberrückgang für das Informatikstudium. Die Ursache soll dem Mangel an einerseits günstiger und andererseits einfach programmierbarer Hardware geschuldet sein, was im Nachgang zu geringer werdenden Programmierkenntnissen geführt haben soll. Damit war das Ziel gesetzt, einen günstigen mit freier Software laufenden Rechner zu schaffen.
…zum Prototyp…
Drei Jahre später – im Jahr 2009 – wurde die Raspberry Pi Foundation gegründet. Ihr spielten die sinkenden Preise für mobile Hardware aufgrund des Smartphone-Booms zu. Weitere zwei Jahre danach – wir befinden uns in 2011 – konnte man der interessierten Öffentlichkeit eine Alpha-Version präsentieren. Der Prototyp lief unter Debian mit LXDE. Es soll möglich gewesen sein, das Computerspiel Quake 3 zu spielen und FullHD-Videos über HDMI wiederzugeben. Im Gegensatz zu konventionellen PCs bootete das Gerät über eine eingesteckte SD-Karte. Jenes Verfahren wird bis heute gelebt, wenngleich das Betriebssystem von einer via USB angeschlossenen SSD oder sogar über das Netzwerk geladen werden kann.
…zum Lieferengpass…
Im Januar 2012 wurden die ersten zehn Raspberry Pis für einen Gesamtpreis von 16.000 britische Pfund auf der Auktionsplattform eBay verkauft. Das widerspricht nicht dem Vorhaben eines Bastelcomputers für alle. Einen Monat später konnte jeder seinen Raspberry Pi im Online-Shop von Premier Farnell oder RS Components bestellen. Zumindest in der Theorie, denn die Ressourcen der Webserver beider Unternehmen wurden gnadenlos ausgeschöpft. Der Einplatinencomputer war bei Premier Farnell kurzerhand ausverkauft während man bei RS Components binnen 24 Stunden gerundete 100.000 Vorbestellungen verzeichnete. Die ersten frei verfügbaren Raspberry Pis waren mit einem 700 MHz Single- Core Prozessor und wahlweise 256 oder 512 Megabyte Arbeitsspeicher ausgestattet.
Die Begierde, solch ein Gerät zu besitzen, sei womöglich auch der Netzwerkschnittstelle (Ethernet-Port) geschuldet, womit der Himbeerkuchen zu einem attraktiven FTP-, SMB- oder HTTP(S)-Server wurde. Der Raspberry Pi ist ein erschwingliches Produkt und günstig in der Unterhaltung durch seinen geringen Energieverbrauch. Übrigens, mit der Namensgebung habe die Raspberry Pi Stiftung eine inoffizielle Tradition fortgesetzt, Computer nach Früchten zu benennen (vgl. Apple oder Acron). Pi ist die Abkürzung von Python Interpreter.
…zum Erfolg.
Die Raspberry Pi Foundation teilte mit, dass Raspberry Pi Trading bis Ende November 2016 elf Millionen Einheiten vertrieben habe. Bis inklusive Dezember 2019 wurden über 30 Millionen Einplatinencomputer über den Globus verteilt. Nicht einmal ein Jahr später – in November 2020 – sollen es 36 Millionen Raspberry Pis gewesen sein. Damit geht der unscheinbare Computer als Meistverkaufter Großbritanniens in die Geschichte ein.
© Leon Ebersmann