Bild lässt auf einen Parkplatz schließen. Auf den Pflastersteinen ist das Symbol für private batterieelektrische Fahrzeuge zu erkennen. MIt Stephan Rinderknecht habe ich über Elektromobilität gesprochen.

Das 1×1 der Elektromobilität mit Stephan Rinderknecht (TU Darmstadt)

Prof. Dr.-Ing. Stephan Rinderknecht arbeitet am Institut für mechatronische Systeme an der technischen Universität in Darmstadt. Durch seine Antworten hat er mir über unser Gespräch hinweg verdeutlicht, dass vor allem im Hinblick auf die Zukunft der Mobilität sowohl ein schwarz-weiß-Denken nicht zielführend ist als auch die Tatsache berücksichtigt werden muss, dass Fahrzeuge nicht mehr nur als ein alleinstehender Gegenstand betrachtet werden können.

Der Hybrid bringt’s eben doch!

Stephan Rinderknecht fährt seit sechs Jahren einen Plug-In-Hybrid. Das sind Fahrzeuge, die zwei Antriebstechnologien vereinen; hier: Verbrennungs- und Elektromotor. Laut seiner Aussage waren damals Elektroautos entweder zu teuer oder erfüllten nicht seine Bedürfnisse. Trotz dessen, dass Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge von der Masse als nichts Halbes und nichts Ganzes bezeichnet werden, fiel seine Wahl auf solch ein Fahrzeug. Neben den finanziellen Rahmenbedingungen hängt die Wahl des optimalen Antriebs vom Nutzungsprofil ab. Das Nutzungsprofil entspricht dem Bedarf der Person mit Blick auf die Mobilität. Von einer einzelnen Person lässt sich das auf ein Unternehmen oder eine Branche übertragen. Leider gilt hier ebenso: Es bleibt eine Einzelfallentscheidung.

Stephan Rinderknecht: Batterieelektrisches Fahren im urbanen Verkehr ist die Lösung

Fahrzeuge, die in der Stadt fahren, legen wenig Strecke zurück, doch müssen, wenn nicht verkehrsbedingt an Haltestellen halten. Es steht außer Frage, dass der Elektroantrieb die lokalen Emissionen senkt, denn am Bus selbst werden keine Abgase in die Atmosphäre abgegeben; einzig durch ein leises Summen machen Elektrofahrzeuge auf sich aufmerksam. Auch aus diesen Gründen wird sich die E-Mobilität im urbanen (städtischen) Verkehr; so Stephan Rinderknecht.

Auch dürfen die Batterien in Fahrzeugen für den Stadtverkehr – und gelegentlich längere Strecken – kleiner dimensioniert sein; eine kleinere Batterie führt zu weniger Gewicht und das resultiert in weniger benötigter Energie. In Städten gibt es zahlreiche Gelegenheiten, um sein E-Auto zu laden. Für Fahrzeuge des ÖPNVs stechen drei Optionen heraus. Beim Depotladen werden Fahrzeuge üblicherweise über Nacht nach Betriebsende geladen. Alternativ kann man an Endhaltestellen vorhandene Ladesäulen nutzen oder weitere installieren. Zusätzlich könnte man mittels Stromabnehmern die Oberleitungen der Straßenbahn streckenweise mitbenutzen; siehe auch E-Highway auf der A5 zwischen Darmstadt und Frankfurt.

Frage: Muss der Schienenverkehr elektrisch sein?

Auf Nachfrage, ob der (Straßen)Bahn- und Zugverkehr elektrisch sein muss, wurde das verneint. Zwar ist es sinnvoll, dass bestehende Infrastruktur – wie Oberleitungen – genutzt wird, doch Oberleitungen auf dem gesamten Schienennetz könnten zu unwirtschaftlich sein, weshalb die Deutsche Bahn mit Hybridlösungen besser beraten ist.

Manchmal ist der direkte Weg besser.

Ob es eine in der gesamten Kette CO2-neutrale Antriebsart gibt, ist Gegenstand aktueller Forschungsarbeit. Rund um sonnige Tage mit viel erzeugtem Strom aus Photovoltaikanlagen lässt sich durchaus CO2-neutral fahren. Allerdings dürfen bei Anlagen in Deutschland die sogenannten Dunkelflauten nicht vergessen werden. Wenn dann der elektrische Strom aus Kohlekraftwerken stammt, ist das problematisch. In solchen Situationen kann der direkte Weg fossile Energieträger werden zur Fortbewegung verbrannt nachhaltiger sein. Zusammengefasst heißt das: Die Elektromobilität braucht eine grundlastfähige Stromerzeugung.

Die Zukunft im ÖPNV: Kein ÖPNV im urbanen Bereich

Auf die offen gestellt Frage, wie die Zukunft unserer Mobilität aussehe, sagte Stephan Rinderknecht dem städtischen ÖPNV den Kampf an. Mit seinen Student:innen arbeite er an einem Projekt, wonach uns zukünftig Traktor-ähnliche Fahrzeuge im urbanen Verkehr von A nach B bringen sollen. Herz des Projekts sei das System dahinter. In seiner Vision können an die Traktoren zusätzlich Arbeitsgeräte für die Instandhaltung des Stadtbilds befördert werden.

Das vollständige Interview mit Stephan Rinderknecht gibt es in der Click Audiothek.

© Leon Ebersmann

Von Leon