Ding Dong! Nächste Haltestelle: Rathaus.
Die Klimaanlage des Busses heult auf. Es ist stickig-warm; manchen sind bereits die Augen zugefallen. Manche lehnen mit dem Kopf an der aufgeheizten Fensterscheibe. Ganz kontraproduktiv stehen die Fenster auf Kipp und auf jedes Ding Dong! huscht mancher in Richtung Freiheit während sich andere wiederum in den gefüllten Kasten auf Rädern quetschen.
Darunter er. Er sitzt im hinteren Abschnitt des Busses in Fahrtrichtung. Der Platz neben ihm ist unbelegt. Sein Stil ist pragmatisch, praktisch und widersprüchlich zugleich: Kurze schwarze Arbeitshose mit vielen Taschen, ein einfarbiges T-Shirt, darüber eine babyblaue Fleecejacke. Sein Kopf stützt seine weißen Kopfhörer. Auf den Hörermuscheln steht ein geschwungenes kupferbraun-goldenes T für Teufel. Wie viel er von den Ereignissen um sich herum wohl mitbekommt?
Als er von einem Mann mit kurz geschnitten Haaren, einer Brille auf dem Kopf, einem grauen 3-Tage-Bart und einem T-Shirt mit gebogenem Legends-Aufdruck und olivgrüner Armbanduhr am linken Handgelenk auf sein Fahrticket angesprochen wird, kann er das ohne Verzögerung vorzeigen.
Der Kontrolleur zieht zu einer jungen Frau mit Fahrkarte weiter. Dennoch möchte der Kontrolleurs-Kollege – schwarzes kräftiges Haar, kurze Seiten, Vollbart, silberfarbene Kette, braunes T-Shirt mit Levi’s-Aufdruck, einer Umhängetasche sowie einem hellblau-grauen Schuh-Design – den Ausweis sehen. Auf dem Deckblatt heißt es Repubblica Italiana. Es folgt ein schlichtes Respekt, dann geht er wieder seiner Kontrolleurs-Arbeit nach.
Ob er das auch mitbekommen hat?
Ding Dong! Nächste Haltestelle: Bahnhof.
Zeit, auszusteigen.
Hinweis: Die Szenenbeschreibung ist im Rahmen einer Hausaufgabe für das Modul Textwerkstatt II des Studiengangs Online-Journalismus an der h_da im zweiten Semester entstanden. Vereinzelt wurden Passagen verfremdet, um die Privatsphäre der handelnden Personen zu wahren.
© Leon Ebersmann