Ein VPN-Tunnel für dein Vorhaben: Öffentliche VPN-Dienstleister
Inhaltsverzeichnis
Werde dir deinen Anforderungen an einen öffentlichen VPN-Anbieter bewusst.
Wenn es nach mir ginge, hätte ich nach meiner Recherche eine Checkliste verfasst, womit sich der beste kommerzielle VPN-Anbieter finden lässt. Allerdings wäre das fachlich daneben, weil VPN-Tunnel in zahlreichen Situationen Anwendung finden, aber nicht alle Nutzer das gesamte Potential ausschöpfen werden. Es besteht die Gefahr, dass sich Leser aufgrund von Check-Listen für einen teureren Tarif entscheiden, aber ein spezifisches Feature niemals in Anspruch nehmen werden. Obendrein würde die Rat gebende Funktion des Ratgebers „VPN – für alle! Erstellen eines Ratgebers für die Einrichtung eines VPNs unter Berücksichtigung der rechtlichen Voraussetzungen“ bei einer reinen Check-List entfallen, weshalb ich davon absehe. Stattdessen möchte ich dir einen Leitfaden an die Hand geben, womit sich zumindest die Spreu vom Weizen trennen lässt.
Irrtum aufgedeckt: VPN schafft keine Anonymität
Zu Beginn möchte ich nochmals ein Irrtum aufdecken, an dem die VPN-Anbieter durch ihre leicht missverständliche Werbung – um keinem Unternehmen böse Absichten zu unterstellen – nicht unbeteiligt sind: Wer nach Privatsphäre oder gar Anonymität strebt, wird mit kommerziellen VPN-Anbietern nicht glücklich werden. Stattdessen sollten sich jene Menschen in die Funktionsweise des Tor-Netzwerks einlesen.
VPN-Dienstleister finden: Darauf solltest du immer achten
Ein möglicher Anfang kann sein, dass alle unentgeltlichen VPN-Angebote aussortiert werden. Ich möchte mitnichten jenen Dienstleistern unterstellen schlecht oder gar ein Datenkrake zu sein, aber niemand hat etwas zu verschenken – auch nicht im Internet. Werden der vollständige Name, eine E-Mail-Adresse, die Anschrift oder alles zusammen bei der Registrierung abgefragt? – Dann nichts wie weg! Bei den Bezahlmethoden muss ein Unternehmen, welches auf sein Image achtet, mehrere Bezahlmethoden anbieten. Verzichte auf personenbezogene Bezahlvarianten und nutze stattdessen Guthabenkarten oder Krypotowährungen, z.B. Bitcoin.
Wie präsentiert sich das Unternehmen nach außen? Sind Spenden von dem Dienstleister an gemeinnützige Organisationen bekannt, die sich bspw. für den Datenschutz einsetzen? Kommt der Dienstleister ohne User-Tracking auf seiner Webpräsenz und seinen sonstigen Diensten aus? Ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass jene Unternehmen, die sich nicht dafür profilieren keine Protokolle anzufertigen, es mit hoher Wahrscheinlichkeit tun.
VPN-Dienstleister finden: Deine individuellen Anforderungen
Nachdem die Formalien geklärt sind, spielen die Tarif-Details eine bedeutsame Rolle. Welche Betriebssysteme werden unterstützt? Wer Linux-Geräte im Einsatz hat, sollte besonders auf diesen Punkt achten. Gemäß der Statista Research Department-Datenerhebung „Marktanteile der führenden Betriebssysteme weltweit von Januar 2009 bis Januar 2021“ hat Linux im Januar 2021 einen Marktanteil von 1,91% gegenüber macOS X (16,91%) und Windows (76,26%). Nicht alle VPN-Dienstleister unterstützen Linux-Anwender, weil die Nachfrage zu klein ist und im Umkehrschluss ein passendes Angebot unwirtschaftlich wäre.
Welche Verschlüsselungsmethode wird verwendet; lässt sich diese durch mich als Endanwender beliebig einstellen? Wie viele VPN-Server in welchen Ländern stehen mir zur Auswahl? Kann ich den Server (oder eine IP-Adresse) selbst wählen, sobald mich Streaming-Dienste wegen der VPN-Verbindung von der Nutzung ihrer Dienste ausschließen? Wie sieht es mit einer Kill-Switch-Funktion (dt.: Notausschalter) aus, sodass kein ein- oder ausgehender Traffic durchgelassen wird, sobald die VPN-Verbindung abbricht? Sind Zusatzleistungen buchbar, z.B. mehr Geräte, die zeitgleich über den VPN-Tunnel surfen können oder eine 24/7-Telefon-Hotline. Wie lässt sich der Betreiber wegen technischen Problemen oder Kundenfragen erreichen; sind die Support-Mitarbeiter auf Deutsch ansprechbar? Hier bieten sich unabhängige Test-Ergebnisse an, die solche Aspekte in einer anschaulichen Art und Weise darstellen.
Fazit: Den besten VPN-Dienstleister für alle gibt es nicht.
Entlang der vorhergehenden Absätze lässt sich herauslesen, dass es mitnichten das Nonplusultra in puncto öffentlicher VPN-Service gibt. Viel mehr bleibt es eine Einzelfallentscheidung. Für den einen ist die Kill-Switch-Funktionalität unentbehrlich während der andere fürs Streamen der neusten Staffel seiner Lieblingsstaffel eine breite Auswahl an potenten Servern an unterschiedlichen Standorten mit starker Anbindung wünscht124. Apropos Standort: Laut einem Online-Artikel der SZ125 sollten Anbieter mit Servern in Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien sowie den Vereinigten Staaten gemieden werden, weil diese im sogenannten Five Eyes Spionagebündnis126 zusammenarbeiten sollen. Meiner Erfahrung nach würde demnach eine große Mehrheit der VPN-Angebote ausscheiden, weshalb ich diesen Punkt der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt lassen wollte, aber würde ihn als nicht allzu wegweisend einstufen. Stattdessen empfehle ich generell folgendes zu verinnerlichen:
Du bist nur so privat oder anonym unterwegs, wie du es dem Anbieter zumutest, denn der gesamte Datenverkehr – sowohl eingehend als auch ausgehend – wird über die technische Infrastruktur des Unternehmens geleitet127. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Begehe keine Straftaten bloß weil du dich mit aktiver VPN-Verbindung fälschlicherweise in Sicherheit wiegst. Du bist lediglich schwerer zu identifizieren128, denn in erster Instanz wird der Server-Betreiber bei rechtlichen Vergehen von den Strafverfolgungsbehörden konsultiert. Rechne damit, dass der VPN-Dienstleister breitwillig deine Nutzungsdaten herausgeben wird. Der britische VPN-Dienst HideMyAss wurde seinem Namen nicht gerecht. So soll das Unternehmen auf seinem Blog geschrieben haben:
„Es ist schon sehr naiv anzunehmen, dass man ohne Konsequenzen Gesetze brechen kann, nur weil man einen kostenpflichtigen VPN-Service nutzt.„
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, aber wie lässt sich das kontrollieren? Gar nicht!
Distrust by default.
© Leon Ebersmann